Unter der Leitung von Matthias Nassauer erklangen Kompositionen aus verschiedenen Epochen, die durch Werke aus der Literatur inspirierte wurden.
Die Ballettkomödie „Der Bürger als Edelmann“ verdanken wir zwei großen Meistern der Barockzeit am Hofe des Sonnenkönigs in Frankreich. Für die Vergnügungen Ludwigs XIV nahm der Komödiendichter Jean Baptiste Molière Menschen mit besonderen Eigenschaften aufs Korn: den Geizigen, den eingebildeten Kranken und den reichen Bürger, der wie ein Adliger leben wollte. Zu diesem Bürger als Edelmann schrieb der zehn Jahre jüngere Jean Baptiste Lully (1632-1687) die Ballettmusik. Dabei stellte er verschiedenste Tänze zu einer Suite zusammen, in der Stücke mit Dreiviertel- und Vierviertel-Takt wechseln und auf langsame Schreittänze ausgelassene Hüpftänze folgen. Die Tänzer ahmen Berufe nach, die dem Bürger ermöglichten, wie ein Adeliger zu leben, z.B. Fechtmeister, Schneider und Tanzlehrer. Heute, losgelöst von der Prachtentfaltung des Balletts und vom Handlungsablauf, zeigen die Tanzsätze in ihrer rhythmischen und melodischen Vielfalt Lullys Einfallsreichtum. Kleine solistische Einlagen spielten die Stimmführer des Orchesters: Magdalene Iseli, Rafael Sonntag , Lorenz Peiker und Gerti Müller.
Die Holbergsuite von Edvard Grieg (1843-1907) ist nach dem Dichter und Historiker Ludwig Holberg benannt, der wie Molière dem Theaterpublikum in seinen Komödien besondere Charaktere vorführte. Zu Holbergs 200. Geburtstag 1884 wollte seine Geburtsstadt, Bergen in Norwegen, ihrem berühmten Sohn eine besondere Feier widmen und bestellte die Festmusik bei Grieg, der als Musiker von der Stadt einen Ehrensold bezog. Grieg dachte zuerst an eine Kantate, fand aber eine originellere Lösung: Die Musizierweise aus Holbergs Zeit übernehmend stellte er wie Lully Tanzsätze zu Suiten zusammen, stattete diese aber mit abwechslungsreicher moderner Musik und Anklängen an die norwegische Folklore aus. Auf ein rhythmisch interessantes Präludium folgen Sätze mit alten Bezeichnungen: Sarabande, Gavotte, Air. Der letzte Satz (Rigaudon) bestach durch schnelle solistische Passagen, gespielt von M. Iseli und L. Peiker.
Der Schlager „Ol´Man River“, komponiert 1927 von Jerome David Kern (1885-1945), wurde als Hit berühmter als das zugehörige Musical Show Boat, dessen Text Oscar Hammerstein nach einem Roman von Edna Ferber verfasst hatte. Eine ganz besondere Note vermittelten zwei Solostimmen, gespielt von Emilie Jaulmes und Matthias Nassauer, die der Jazz-Pianist und Arrangeur Michael Stauss beigesteuert hat.
Ein großes Musikstück, dessen Anfang vermutlich inspiriert ist durch einen kleinen Namen, ist das Harfenkonzert e-Moll von Elias Parish-Alvars (1808-1849). Dieser englische Harfenvirtuose studierte schon in jungen Jahren bei berühmten Meistern des Instruments und galt auf dem Höhepunkt seiner Karriere als „List der Harfe“. Neben seiner Konzerttätigkeit studierte er zwei Jahre in Wien und ließ sich in Leipzig von Felix Mendelssohn Bartholdy beraten. Das Harfenkonzert e-Moll widmete er der Gräfin Natalie Bouxhoevde, Ehrenfräulein Ihrer Majestät der Kaiserin von Russland. Die Anfangstakte geben den gesprochenen Rhythmus ihres Namens wieder. Hector Berlioz, ein Bewunderer von Parish-Alvars, spricht von graziösen und auch energischen Effekten des Künstlers. In die äußerst anspruchsvollen Solopartien dieses Harfenkonzerts hat der Komponist alle seine virtuosen Techniken eingearbeitet.